Hin und wieder tragen Stürme in der Sahara Staub nach Europa und in andere Regionen. Plötzlich ist der Himmel orange und trockener, staubiger Wind bedeckt die Straßen mit Sand. Wussten Sie aber, dass der Saharastaub immer noch radioaktive Isotope von Atomtests während des Kalten Krieges in sich trägt?
In den 1960ern führte Frankreich eine Reihe von Atomtests in der algerischen Sahara durch, die als idealer Ort für die Tests angesehen wurde. Diese Tests setzten Tausende Menschen der Strahlung aus. Dennoch sagen WissenschaftlerInnen, dass die Radioaktivität in der Sahara nicht von den französischen Tests stammt, sondern von nuklearen Tests, die von den USA und der Sowjetunion an anderen Orten durchgeführt wurden und deren Reste in die Sahara getragen wurden.
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Wüsten wurden häufig als ideale Orte für Atomtests angesehen, da es kaum Bewohner gibt und die Landschaft trocken ist.
Bald nachdem Atomtests rund um die Welt begannen, wurde klar, dass der Inhalt einer Bombe nicht nur am Explosionsort landet, sondern sich weit ausbreitet.
In den 1960ern führte die französische Regierung 17 Atomtests während der Kolonisation des Landes in der algerischen Sahara durch. Das Bild zeigt einen Prostest im Jahr 1960 in Ghana gegen die Atomtests von Frankreich.
Studien zeigen, dass Zehntausende algerische und französische Soldaten infolge der Explosionen der Strahlung ausgesetzt waren. Das Bild zeigt Testpuppen, die für französische Atomtests in der Sahara aufgestellt wurden.
Als der Himmel über Europa 2022 tagelang von Saharastaub getrübt wurde, führten WissenschaftlerInnen mehrere Tests durch, um die Zusammensetzung des Staubs zu untersuchen.
Sie stellten fest, dass die Staubwolken radioaktiven Sand enthielten. Rächten sich nun die französischen Atomtests oder steckte da noch mehr dahinter?
Das französische Forschungsteam sammelte 53 Proben und untersuchte sie auf bestimmte radioaktive Isotope, die den radioaktiven Staub auf die algerische Region Reggane beschränken würden, in der die französischen Tests stattfanden. Stattdessen stellten die Forschenden fest, dass der Plutoniumspiegel überhaupt nicht übereinstimmte.
Überraschenderweise stammte die Radioaktivität im Saharasand, der über Europa wehte, von Atomtests der USA und der Sowjetunion.
Aber haben auch die USA und die Sowjetunion Atomtests in der Sahara durchgeführt? Nein, das haben sie nicht und genau das macht diese Entdeckung so faszinierend.
Im Vergleich haben die französischen Tests weniger als halb so viel Sprengkraft erreicht wie die Tests der Sowjetunion und der USA.
Tatsächlich lagen die Isotopen Verhältnisse von Frankreichs Atomtest bei 0,07, während das durchschnittliche Verhältnis bei Tests der USA und der Sowjetunion bei 0,187 lag. Die Studie zeigte, dass die Proben stärker mit letzteren übereinstimmten. Das Bild zeigt den französischen Offizier Charles Ailleret beim zweiten Atomtest Frankreichs in der Sahara.
Auch wenn weder die USA noch die Sowjetunion Tests in der Sahara durchführten, fanden Atomtests beider Staaten auf demselben Breitengrad wie Südalgerien statt.
Die Trümmerteile, die von Explosionen ausgestoßen werden, können bis auf 8.000 Meter Höhe aufsteigen. Die Bruchstücke verbreiten sich jedoch nicht nur in eine Richtung und werden mit dem Wind weitergetragen.
Das mag unglaublich scheinen, aber es ist logisch, dass die Trümmer auch von Orten stammen können, die sehr weit weg sind, was den zerstörerischen Umfang von atomaren Explosionen aufzeigt. Das Bild zeigt einen Tauchgang zu nuklearen Überresten auf den Marshallinseln.
Eine Bürgerkampagne aus dem Jahr 2022, bei der 110 Proben in sechs westeuropäischen Ländern gesammelt wurden, bestätigten die Ergebnisse der französischen Studie.
In der wissenschaftlichen Bürgerkampagne wurden einige der Proben in der Region Reggane in Algerien verortet, in der die französischen Atomtests stattfanden, aber andere stimmten eher mit den Detonationen der Test der USA und der Sowjetunion überein. Das Bild zeigt Meerschweinchen aus der Region Reggane nach den Atomtests.
Eine Studie aus dem Jahr 2000, bei der "Staubregen"-Proben während eines Staubsturms in der Sahara in Griechenland gesammelt wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die radioaktiven Nuklide aus Tschernobyl stammten.
Das mag gruselig klingen, da Sandstürme voller radioaktivem Sand tagelang über manchen Ländern hängen können, doch laut den Forschenden ist "das Risiko zu vernachlässigen".
Tatsächlich hat der Boden in Europa den gleichen Grad an Radioaktivität wie der Saharastaub. Die größte Gefahr, die Sandstürme darstellen, ist die Luftverschmutzung und -qualität.
Eine häufige Erkrankung, die durch das Einatmen von Staub ausgelöst wird, ist das Wüstenfieber, das besonders in den Südstaaten der USA sowie in Mittel- und Südamerika vorkommt.
Das Wüstenfieber ist eine Erkrankung, die im Grunde genommen eine Infektion auslöst, die durch das Einatmen eines Pilzes in der Luft verursacht wird, sowie eine bakterielle Meningitis.
Häufig gilt, je größer die Entfernung zum Ursprung des Staubs, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren. Zusätzlich zum Infektionsrisiko können auch die Atemwege gereizt werden.
Nach Angaben der Europäischen Kommission haben Sandstürme auch Auswirkungen auf die Atmosphäre, besonders in Zusammenhang mit dem Wetter, Klima und der Sonneneinstrahlung.
Genauer gesagt kann sich der Staub auf die Sonneneinstrahlung auswirken und die Erdoberfläche abkühlen. Und dennoch kann er auch Infrarotstrahlung absorbieren, was zu Erwärmung führt. Seltsamerweise kann der Staub gleichzeitig wärmend und kühlend wirken.
Der Saharastaub soll eine lenkende Wirkung haben, da die Staubpartikel unter bestimmten Bedingungen die Niederschläge verstärken können.
Saharastaub enthält wichtige Nährstoffe wie Eisen und Phosphor sowie andere organische Materialien, die nötig sind, um Meere und Ozeane zu düngen.
Und dennoch können hohe Konzentrationen zu schmutzigem Regen oder Schlammregen führen, was sich auf die Sichtweite und die Erzeugung von Solarstrom auswirkt und sogar für Schäden an Maschinen sorgen kann.
Besonders die Mittelmeerregion ist von den Herausforderungen und Problemen durch Sandstürme betroffen, da die Region nahe einiger Wüsten liegt.
Die Sahelzone und die Sahara machen bis zu 70 % der Staubquellen der Welt aus. 12 % davon landet sporadisch in Europa, besonders im Frühling.
Quellen: (IFL Science) (European Commission) (Journal of Environmental Radioactivity) (Science Adviser)
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Sandstürme verbreiten Staub mit Spuren von radioaktiven Isotopen
LIFESTYLE Kalter krieg
Hin und wieder tragen Stürme in der Sahara Staub nach Europa und in andere Regionen. Plötzlich ist der Himmel orange und trockener, staubiger Wind bedeckt die Straßen mit Sand. Wussten Sie aber, dass der Saharastaub immer noch radioaktive Isotope von Atomtests während des Kalten Krieges in sich trägt?
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