WanderarbeiterInnen in der europäischen Landwirtschaft sehen sich mit systematischer Ausbeutung konfrontiert und müssen lange Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne erdulden.
Nach Angaben eines Berichts von Oxfam und der Päpstlichen Universität Comillas sind diese Probleme weit verbreitet. Der fehlende Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und die große Abhängigkeit von den Arbeitgebern bringt die ArbeiterInnen in eine verletzliche Position mit wenigen Alternativen.
Die europäische Landwirtschaft ist stark auf migrantische Arbeitskräfte angewiesen, mit einer Zahl von 2,4 Millionen Saisonarbeitskräften von innerhalb und außerhalb der EU.
Diese Arbeitskräfte, häufig aus Ländern wie Rumänien, Bulgarien und sogar aus Nicht-Mitgliedsstaaten der EU, sind für die Lebensmittelproduktion in Europa unabdinglich, verdienen jedoch geringe Löhne unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.
Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich und Polen stellen viele migrantische SaisonarbeiterInnen an und sind für die landwirtschaftliche Produktion auf ihre Arbeit angewiesen.
Viele WanderarbeiterInnen haben keine gültigen Aufenthaltspapiere und hoffen, diese durch einen Arbeitsvertrag zu erhalten, was den Arbeitgebern eine große Macht über die ArbeiterInnen gibt.
Beispiele für übermäßige Arbeitszeiten sind weit verbreitet, wie zum Beispiel BeerenpflückerIn in Schweden, die täglich 12 bis 19 Stunden arbeiten.
MigrantInnen erdulden häufig endlose Arbeitsstunden ohne eine faire Bezahlung und sind aufgrund der intensiven Arbeit und der unzureichenden Ruhezeiten mit Erschöpfung und Gesundheitsrisiken konfrontiert.
In fast allen untersuchten EU-Ländern verdienen WanderarbeiterInnen in der Landwirtschaft unterhalb des Mindestlohns, wobei Frauen noch größerer Ungerechtigkeit ausgesetzt sind.
So verdienen Frauen in Italien in der Landwirtschaft 30 % weniger als Männer, was die geschlechterspezifischen Lohnunterschiede unter den sowieso unterbezahlten Arbeitskräften unterstreicht.
Die MigrantInnen sind häufig mit unbezahlten Überstunden, verspäteten oder ganz ausbleibenden Gehaltszahlungen konfrontiert und haben nur begrenzte Möglichkeiten bei diesen Missständen für Gerechtigkeit zu sorgen.
Die Arbeitgeber ziehen Kosten für Unterbringung, Lebensmittel und verpflichtende Schutzausrüstung häufig zu übertriebenen Preisen vom Gehalt der ArbeiterInnen ab.
Durch diese Abzüge bleibt den ArbeitnehmerInnen nur ein minimaler Verdienst, und aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen haben sie kaum Möglichkeiten, gegen diese ausbeuterischen Praktiken vorzugehen.
Einige Arbeitgeber werben WanderarbeiterInnen über Vermittler in ihren Heimatländern an, reduzieren deren Löhne und stellen Anforderungen hinsichtlich Geschlecht oder Nationalität.
Manchmal bezahlen ArbeiterInnen, um eine Stelle zu sichern und könnten durch Abzüge für private Krankenversicherungen, wenn sie vom Sozialversicherungssystem im Zielland ausgeschlossen sind, mit noch geringeren Löhnen konfrontiert werden.
Illegale MigrantInnen sind bei der Arbeit in der Landwirtschaft häufig noch größeren Risiken ausgesetzt, da der Arbeitsvertrag ihre einzige Möglichkeit zur Regularisierung ihres Aufenthalts sein könnte.
Diese Abhängigkeit macht sie anfälliger für Ausbeutung, da sie unter unethischen oder unfairen Bedingungen kaum Möglichkeiten haben, sich zu wehren.
Die Unterbringung von WanderarbeiterInnen ist oft unzureichend, wie zum Beispiel die Unterbringung in kleinen Containern oder provisorischen Baracken in der Nähe der Arbeitsstätten, oft ohne Zugang zu Wasser oder Strom.
Die Entfernung von städtischen Zentren verschlimmert die Situation, da es häufig kaum und nur teure Transportmöglichkeiten gibt und so der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen eingeschränkt ist.
Ohne offizielle Adresse können sich viele WanderarbeiterInnen nicht für gesundheitliche Dienstleistungen anmelden, wodurch sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Die abgelegenen Gegenden machen den Zugang zur Gesundheitsversorgung noch schwieriger, sodass sie oft entweder nicht verfügbar oder unbezahlbar ist, was das Risiko gesundheitlicher Probleme deutlich erhöht.
Durch kaum übersetzte Sicherheitsanweisungen und häufig fehlende Ausrüstung sind die WanderarbeiterInnen bei der Arbeit erhöhten Sicherheitsrisiken ausgesetzt.
So erlitten beispielsweise 20 ArbeiterInnen in Italien Vergiftungen durch Pflanzenschutzmittel, und ein Arbeiter aus Nicaragua starb in Murcia, Spanien, nachdem er elf Stunden lang ohne Wasser bei 44 °C gearbeitet hatte.
Einige Arbeitgeber nutzen körperliche Gewalt, die Konfiszierung von Dokumenten und unangemessenes Verhalten, um die ArbeiterInnen zu kontrollieren und Beschwerden vorzubeugen.
Diese Praktiken führen zu einer Kultur der Angst, in der sich die ArbeiterInnen machtlos fühlen gegen Ausbeutung oder unfaire Behandlung zu protestieren und ernsthafte persönliche Konsequenzen in Kauf nehmen, falls sie wagen, sich zu wehren.
Oxfam und andere Organisationen drängen auf politische Reformen, um migrantische Arbeitskräfte in der Landwirtschaft zu schützen.
Zu den Empfehlungen gehört die Durchsetzung der sozialen Konditionalität (Verknüpfung von arbeitsrechtlichen Vorschriften aus den Bereichen Beschäftigung, Gesundheit und Sicherheit) in der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, um sicherzustellen, dass die Arbeitsnormen und der Schutz der Menschenrechte im gesamten europäischen Agrarsektor eingehalten werden.
Für einen sichereren und gerechteren Landwirtschaftssektor sind bessere Unterbringungsbedingungen, Transport und Sicherheitsschulungen für migrantische Arbeitskräfte unerlässlich.
Politische Reformen, die den Schutz von Arbeitskräften und die Wahrung der Menschenrechte in den Mittelpunkt stellen, streben an, gerechtere Arbeitsbedingungen zu schaffen und die Integration von WanderarbeitnehmerInnen in ganz Europa zu verbessern.
Quellen: (Oxfam) (European Parliament) (Euronews)
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LIFESTYLE Saisonarbeit
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