Musik wird zurecht als eine universale Sprache bezeichnet, die Zeiten und Grenzen überwindet. Musik kann aber nicht nur tief vergrabene Gefühle hervorholen, sondern wirkt sich auch auf unser Gedächtnis aus. Wir können damit ganz einfach längst vergangene Erinnerungen hervorkramen oder neue schaffen.
Aber wie funktioniert das und warum haben wir keine Kontrolle darüber? Klicken Sie sich durch diese Galerie, um herauszufinden, warum Musik unser Gehirn so leicht formen kann.
Musik hat so große Auswirkungen auf unser Erinnerungsvermögen, da sie unsere Gefühle beeinflusst und starke mentale Verbindungen herstellt. Beim Hören von Musik werden verschiedene Teile unseres Gehirns angeregt, emotional und kognitiv zu reagieren. Dies verändert zwangsläufig die Art und Weise, wie wir uns an etwas erinnern.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Gedächtnis, das prozedurale und das episodische. Das prozedurale Gedächtnis wird auch Muskelgedächtnis genannt und dreht sich um Gewohnheiten oder Routinen, die ohne Nachzudenken ausgeführt werden können. Das episodische Gedächtnis umfasst eher bewusste Erinnerungen und wird vom Gehirn dazu genutzt, sich an etwas zu erinnern.
Bekannte Musik kann Erinnerungen aus einer bestimmten Zeit, einem Ort oder von Erfahrungen im Leben hervorholen. Dieses Phänomen wird "musikinduzierte autobiografische Erinnerung" genannt und zeichnet sich durch lebhafte Erinnerungen an Ereignisse oder Gefühle aus.
Musikinduzierte autobiografische Erinnerungen bestehen häufig aus lebhaften Details, die mit mehreren Sinnen verbunden sind, wie zum Beispiel Geräusche, Gerüche und Gefühle, was zu ihrer Intensität und Fülle beiträgt.
Bestimmte Lieder oder Stücke bergen das Potenzial, sich mit den persönlichen Erinnerungen zu verbinden und so als hörbare Markierungen für bedeutende Ereignisse zu dienen. Wenn Sie die Musik Jahre später hören, werden Sie vielleicht zu diesen Momenten in die Vergangenheit zurückversetzt.
Unterschiedliche Genres und Musikstile können verschiedene emotionale Reaktionen hervorrufen, die Auswirkungen darauf haben, wie unser Gehirn Erinnerungen abruft. Dies trifft besonders dann zu, wenn Menschen zu unterschiedlichen Gelegenheiten unterschiedliche Musikstile hören.
Die Lieblingslieder aus der Vergangenheit hervorzukramen wird als musikalische Nostalgie bezeichnet und schmückt unsere autobiografischen Erinnerungen aus. Wenn es Ihnen schlecht geht, ertappen Sie sich vielleicht dabei, Musik aus vergangenen Tagen zu hören, um sich zu beruhigen, da dies ein Gefühl von Sicherheit vermittelt.
Die Verbindung zwischen Musik und Gedächtnis liegt im limbischen System des Gehirns begründet, das unsere Emotionen verarbeitet und Erinnerungen formt. Musik kann unsere Erinnerungen vertiefen und unsere Gefühle verschlüsseln, indem sie diesen Teil des Gehirns anspricht.
Studien anhand bildgebender Verfahren konnten zeigen, dass beim Hören von Musik die neuronale Aktivität in erinnerungsrelevanten Bereichen des Gehirns einer Person steigt. Das Gehirn leuchtet sozusagen auf und die Verbindungen werden jedes Mal, wenn ein Lied gespielt wird, neu aktiviert.
Manche Menschen nehmen unfreiwillig Farben wahr, wenn Sie Musik oder andere Töne hören, dies wird als Photismus bezeichnet. Die Farbassoziationen sind bei jeder Person anders, hohe Töne scheinen jedoch in der Regel mit helleren, leuchtenderen und tiefe Töne mit dunkleren Farben in Verbindung gebracht zu werden.
Wenn das Gehirn Musik wahrnimmt, schüttet es Dopamin im Körper aus, was das Belohnungssystem des Gehirns ist. Musik stützt also nicht nur das Erinnerungsvermögen, sondern lässt Sie sich auch noch gut fühlen.
Einprägsame Töne oder Rhythmen eignen sich hervorragend zum Lernen und Behalten von Informationen. Eselsbrücken nutzen häufig rhythmische und melodische Muster, um das Gehirn zu stützen.
Diese Techniken werden auch in der Werbung und dem Marketing genutzt, da Marken möchten, dass die Kunden ihr Produkt oder die Dienstleistung mit starken Emotionen verbinden. Ein gutes Beispiel dafür sind Werbemelodien.
Musik birgt die Fähigkeit, das Erinnerungsvermögen zu steigern, da sie die Grundlagen zur Organisation und Erinnerung von Informationen liefert. Dies liegt daran, dass vorhersehbare Rhythmen und Tempi helfen, die kognitiven Prozesse in unserem Gehirn in Einklang zu bringen.
Musikalische Erfahrungen in unserer Kindheit wie das Erlernen eines Instruments oder das Singen im Chor können langfristige Auswirkungen auf die Entwicklung unseres Gedächtnisses haben. Schließlich werden durch das dauernde musikalische Training die Gedächtnisstrukturen im Gehirn gestärkt.
Der Mozart-Effekt ist die Hypothese, dass das Hören klassischer Musik zeitweise kognitive Funktionen wie das Gedächtnis fördern kann. Die Wissenschaft ist sich jedoch über die langfristigen Auswirkungen nicht einig. Einige Eltern spielen ihren Kindern im Bettchen klassische Musik vor, in der Hoffnung, dass dies deren IQ steigert.
Hintergrundmusik soll das Potenzial bergen, das Lernen und die Gedächtnisleistung zu beeinflussen. Einige Arten sollen den SchülerInnen auch bei der Konzentration helfen. Studien konnten zeigen, dass Musik mit moderaten Tempi helfen kann, die Aufmerksamkeit über eine längere Zeit zu halten.
Musiktherapie nutzt die Kraft der Musik, um das Gedächtnis, die Kognition und das emotionale Wohlbefinden von Menschen mit neuronalen Erkrankungen wie Demenz und Alzheimer zu fördern. Und tatsächlich können einige Patienten ohne Probleme Lieder mitsingen, während sie sonst an persönlichen Erinnerungen scheitern.
Es konnte nachgewiesen werden, dass Demenzpatienten Besserung in Stimmung und Gehirnfunktion zeigen, wenn personalisierte Wiedergabelisten zum Einsatz kommen. Bekannte Musik aus ihrer Vergangenheit holt vergrabene Erinnerungen hervor und löst positive emotionale Reaktionen aus. All das hebt die Lebensqualität.
Softwareentwickler versuchen Musik-Player zu erstellen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz individualisierte Playlisten zusammenstellen, die Menschen in einem akuten Angstzustand beruhigen sollen.
Eine musikalische Ausbildung wurde mit einem erhöhten Gedächtnisvermögen in Verbindung gebracht, da Musiker im Zusammenhang mit Tönen häufig bessere Erinnerungsfähigkeiten zeigen. Das Erlernen eines Instruments ist ein wichtiger Teil des Gedächtnistrainings.
Beim Spielen von Musik fördert die Improvisation die spontane Kreativität und kann durch die Förderung von abweichendem Denken und Problemlösungsfähigkeiten die Gedächtnisleistung verbessern.
Zum Lernen und Proben von Musikstücken gehört das häufige Wiederholen, das die Art und Weise, wie unser Gehirn Erinnerungen formt, stärkt. Letztlich wirken sich diese gesteigerten neuronalen Fähigkeiten des Gehirns auch auf alle anderen Lebensbereiche aus.
Es ist natürlich klar, dass gemeinsame musikalische Erfahrungen wie das Singen mit Freunden soziale Bindungen stärkt und gemeinsame Erinnerungen schafft. Gemeinsame Erinnerungen mit Freunden und dem Umfeld zu haben, kann sich nur positiv auswirken.
Die Verbindung zwischen Musik und dem Gedächtnis geht jedoch über den Einzelnen hinaus und formt das kulturelle und kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft. Musik dient als Speicher für kulturelles Erbe und übermittelt kollektive Erinnerungen sowie kulturelle Identität über Generationen hinweg.
Neben einfachem Hören von Musik oder einer musikalischen Ausbildung konnten Studien zeigen, dass auch das Schreiben und Komponieren von Musik tiefgreifende Auswirkungen auf die Fähigkeit einer Person hat, traumatische Erinnerungen zu bewältigen.
Wenn kein Musikinstrument zur Hand ist, kann allein die Vorstellung, es zu spielen, die Netzwerke im Gehirn für Gedächtnis und Wahrnehmung trainieren. Deshalb kann man Musiker auch ohne Instrument beim Üben beobachten oder man erinnert sich zufällig an einen Liedtext von einem Song, der gerade gar nicht läuft.
Beim Sehen einer musikalischen Erzählung wie in Filmen oder Theaterstücken, die Lieder oder Instrumentalstücke einbauen, können starke emotionale Reaktionen hervorgerufen und Erinnerungen und Empathie aufgebaut werden.
Insgesamt ist Musik ein starkes Mittel, um unsere Erinnerungen und Identitäten zu formen. Sie stimuliert Sinneswahrnehmungen und stärkt soziale Bindungen und wird dadurch zu einem wirkungsvollen Instrument, um das Gedächtnis und Gefühlsausdrücke zu fördern.
Quellen: (Music & Memory) (Levine Music) (Harvard Health) (The Washington Post) (TakeLessons) (Twelve Tone Music School)
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Musik Gehirn
Musik wird zurecht als eine universale Sprache bezeichnet, die Zeiten und Grenzen überwindet. Musik kann aber nicht nur tief vergrabene Gefühle hervorholen, sondern wirkt sich auch auf unser Gedächtnis aus. Wir können damit ganz einfach längst vergangene Erinnerungen hervorkramen oder neue schaffen.
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